Histaminintoleranz - warum sie auch bei Autoimmunkrankheiten auftreten kann

Histaminintoleranz tritt oft bei Autoimmunerkrankungen auf - Irene Rosinski - Ernährungsberaterin und Gesundheitscoach für Autoimmunerkrankungen

Wie kommt es überhaupt zur Histaminintoleranz und wie steht das im Zusammenhang mit Autoimmunkrankheiten? Das erkläre ich dir in diesem Artikel. Denn oft haben Betroffene nicht nur die Immunerkrankung, sondern auch weitere Allergien oder Intoleranzen.

Inhalt

Warum kommt eine Autoimmunerkrankung selten allein?

Was ist Histamin und warum reagieren einige Menschen darauf?

Wie kommt es zu Entzündungen im Zusammenhang mit Histaminintoleranz?

Welche Lebensmittel enthalten viel Histamin und worauf muss ich achten?

Warum kommt eine Autoimmunerkrankung selten allein?

Wenn man auf die letzten 50 Jahre zurückblickt, kann man sehen, dass sie Infektionskrankheiten zurückgegangen sind, was zum einen unserer Hygiene geschuldet ist, als auch der besseren medizinischen Versorgung, auf der anderen Seite aber die Autoimmunerkrankungen enorm zugenommen haben. Was auch auf verbesserte medizinische Tests zurückzuführen und der nötigen Sensibilität geschuldet ist.
Dennoch, das Immunsystem überreagiert und richtet sich gegen den eigenen Körper!

Zunächst gibt es bestimmte Voraussetzungen, wie eine Autoimmunerkrankung entsteht:

Es sind verschiedene Auslöser bekannt, wie z.B. erbliche Vorbelastung z.B. bei Rheuma, Morbus Crohn und Multipler Sklerose.

Inzwischen ist auch nachgewiesen, dass

  • bestimmte Bakterien im Darm, Autoimmunkrankheiten auslösen können,

  • aber auch Umweltgifte wie Weichmacher in Plastik,

  • bestimmte Stoffe in Kosmetika

  • genauso aber auch Stress

  • Vitamin-D-Mangel

  • Rauchen und

  • einseitige nährstoffarme Ernährung.

Oft braucht es Monate oder Jahre, bis sich auch Symptome zeigen und dann scheint die Krankheit auszubrechen, wenn es sowieso gerade sehr stressig ist oder viel im Umbruch ist: Sei es durch Familiengründung oder einen Jobwechsel, dramatische Ereignisse im engen Umfeld, eine Krebserkrankung oder aber eine möglicherweise fehlende Stimulation des Immunsystems infolge einer übertriebenen Hygiene.

Zudem gibt es Botenstoffe in unseren Immunsystem, von denen die Wissenschaft inzwischen weiß, dass sie an Entzündungsprozessen z.B. im Zentralnervensystem beteiligt sind und sowohl an einigen Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Psoriasis und Multipler Sklerose, als auch an Atemwegsinfekten bei Asthmatikern.

D.h. es gibt Ähnlichkeiten bei den Auslösern als auch bei den Beteiligten, wenn die Krankheit schon ausgebrochen ist.

Oft ist es so, dass es bereits vor dem Ausbruch der Autoimmunerkrankung schon Allergien oder Intoleranzen gibt, d.h. das Immunsystem ist schon angetriggert.

Oder man geht den umgekehrten Weg, dass wenn man die Diagnose bereits hat, man dann feststellt, dass man plötzlich auf andere Lebensmittel oder Stoffe empfindlich reagiert.

So war es bei mir mit Histamin. Im Laufe der letzten Jahre, habe ich gemerkt, dass ich bei bestimmten Lebensmitteln empfindlich reagiere und bin schließlich dahinter gekommen, dass ich nicht zu viel histaminreiche Lebensmittel mehr vertrage.

Was steckt also dahinter?

Was ist Histamin und warum reagieren einige Menschen darauf?

Histamin wird zum einen über die Nahrung bestimmter Lebensmittel aufgenommen.

Histamin entsteht in Lebensmitteln, wenn Bakterien die Aminosäure Histidin abbauen. D.h. Produkte wie Fermente, also Probiotika, tierische Produkte wie Fisch, Fleisch oder Milcherzeugnisse, die leicht verderblich sind, können hohe Histaminwerte aufweisen.

Histamin wird aber auch vom Körper selber gebildet und ist ein Gewebshormon und Botenstoff, Botenstoff, der u.a. die Blutgefäße erweitert, um den Blutdruck zu senken oder die Magensaftproduktion anregt, außerdem als Nervenbotenstoff (Neurotransmitter) den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert und auch die Appetitkontrolle sowie die Lernfähigkeit und Emotionen.

Histamin wirkt im Körper aber auch als Vermittler von Entzündungsprozessen: Gerade bei allergischen Reaktionen löst es Symptome aus z.B. wie Hautrötung, Juckreiz, Unwohlsein, Durchfall, Asthmaanfälle und Kopfschmerzen aus.

Zu viel Histamin im Körper kann gefährlich werden: Es kann zu einem plötzlichen Blutdruckabfall kommen und zu Vergiftungssymptomen wie Durchfall oder schnellem Herzklopfen kommen.
Diese Symptome können auch bei einer Histaminintoleranz vorkommen: Juckreiz, Hautrötungen oder Hautausschlag, Kopfschmerzen, Herzstolpern, Magen-Darm-Beschwerden, Regelbeschwerden.

Körperliche Reaktionen und Symptome bei Histamin-Intoleranz

Quelle: NCBI

Wenn es also im Körper der Betroffenen zu einer Überreaktion kommt, ist mehr Histamin vorhanden, als abgebaut bzw. auf inaktiv gesetzt werden kann.

Trotzdem handelt es sich nicht um eine Histamin-Allergie, also keine Überreaktion des Immunsystems, sondern um eine Störung der Enzyme, die normalerweise das Histamin abbauen. D.h. es kommt sowohl im Blut, als auch in den Zellen vor und wird dort von bestimmten Enzymen abgebaut. Dabei werden die Histamine inaktiviert, wenn sie die Darmwand durchdringen. Die individuelle Toleranz für Histamin kann von Mensch zu Mensch variieren.

Wie kommt es zu Entzündungen im Zusammenhang mit Histaminintorelanz?

An den Entzündungen sind unterschiedliche Zellen beteiligt, die Lymphozyten, Monozyten sowie die Mastzellen. Bei einer chronischen Entzündung aktivieren sich diese Zellen gegenseitig und schütten entsprechende Botenstoffe aus, auch Histamin. Sie wirken auf das Zentralnervensystem, lösen u.a. Fieber, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung aus und können so fast den gesamten Organismus auf Energiesparen umstellen. Das ist sinnvoll, um die Entzündung zu regulieren, doch hält sie länger an und wird chronisch, können die Botenstoffe zu klinischen Symptomen wie z.B. Schmerzen, Depression, Osteoporose uvm. führen.

Es sind dieselben Zellen beteiligt, die sowohl die Entzündungsreaktion auslösen als auch das Histamin ausschütten. Darum kann der Entzündungsherd auch eine mögliche Histaminintoleranz antriggern, weil immer mehr Histamin vorhanden ist, als vom Körper abgebaut werden kann.

Welche Lebensmittel enthalten viel Histamin und worauf muss ich achten?

Histaminhaltige Lebensmittel sind eigentlich kein Problem, weil das aufgenommene Histamin vom Körper verstoffwechselt wird. Wenn das aber nicht der Fall ist, können sich bei bestimmten Krankheiten die Symptome verschlimmern, wie z.B:

  • Aphthen

  • Allergien (oft Heuschnupfen, Pollenallergie)

  • Nesselsucht (Urtikaria)

  • Neurodermitis

  • Migräne

Deshalb sollte man hier besser auf histaminhaltige Lebensmittel verzichten und stattdessen zu histaminarmen Lebensmitteln greifen. Denn Histamin ist hitzeresistent. D.h. es lässt sich nicht abbauen, indem man es kocht oder backt.

Am besten achtest du auf die folgenden Dinge:

  • Histamin entsteht, wenn Lebensmittel verderben. Daher sind frische, unverarbeitete oder wenig verarbeitete Lebensmittel empfehlenswert.

  • Alles, was länger reift, eingelegt, geräuchert oder gelagert wird, ist sehr histaminhaltig (gereifter Käse, Schinken, Rotwein, Sauerkraut, Fisch, Wurst oder Fleisch).

  • Aufpassen mit Lebensmitteln, die Histamin im Körper erzeugen, z.B. Schokolade, Kakao, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Pfifferlinge, Tomaten und Walnüsse.

  • Und auch Lebensmittel mit anderen Aminen solltest du meiden, z.B.

    • Tyramin (steckt in Hefe, Fisch, Wurst, Käse, Himbeeren)

    • Serotonin (steckt in Walnüssen, Ananas, Bananen und Tomaten)

  • Proteinreiche Lebensmittel (also vor allem Fisch, Fleisch und Milchprodukte) sollen ebenfalls nur frisch verzehrt werden. Möglichst die Kühlkette nicht unterbrechen, da schon wenige Minuten bei Raumtemperatur reichen, damit sich Histamin bilden kann.

  • Auf Fertigprodukte und Konserven solltest du verzichten,

  • auch besser auf fermentierte Produkte.

  • Frische, tierische Produkte schonend zubereiten und die Reste zügig einfrieren.

  • Oft enthalten Lebensmittel mit Sulfiten ebenfalls viel Histamin, d.h. Trockenfrüchte oder Weine mit Sulfiten solltest du auch meiden.

Histaminarme Lebensmittel (nicht vollständig):

  • Ingwer & Kurkuma

  • Kartoffeln & Paprika

  • Kohlsorten wie Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl

  • Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken, Fenchel, Knollensellerie, Radieschen, Rote Bete, Schwarzwurzel, Spargel, Süßkartoffel, Zwiebel

  • Kürbisgewächse wie Zucchini, Gurke & Kürbisse

  • grünes Blattgemüse (außer Rucola)

  • Steinobst wie Aprikosen, Kirschen, Nektarine, Pfirsich

  • Beeren (außer Erdbeeren & Himbeeren)

  • Äpfel & Birnen

  • Melone (alle Sorten)

  • Brot vom Vortag oder getoastet, Zwieback

  • Reis, Hirse, Quinoa

  • Kokosnüsse (alle Erzeugnisse)

  • stilles Wasser & Kräutertees (außer Brennessel)

  • Pflanzenmilch

  • Macadamia, Mandeln, Paranüsse, Pistazien

  • Maroni bzw. Esskastanien

  • Sesam, Leinsamen, Kürbiskerne

  • frisches und unmariniertes Fleisch

  • fangfrischer Fisch oder tiefgekühlter Fisch

  • frische Einer

  • Butter (Süßrahm), Crème Fraîche, Frischkäse

Histaminhaltige Lebensmittel (nicht vollständig):

  • gereifter Käse: je älter desto mehr Histamin enthält er

  • Milchprodukte wie Joghurt und Saure Sahne

  • milchsauer vergorene Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kimchi

  • Gemüse wie Tomaten, Avocado, Aubergine und Spinat

  • Pilzen, wie Steinpilzen, Morcheln oder Champignons

  • gegorene Flüssigkeiten wie Essig oder Sojasauce

  • Alkoholische Getränke wie Wein und Bier (durch die Gärung)

  • Kakao, schwarzer und grüner Tee, Kaffee (durch die Fermentation)

Jede/r von uns reagiert unterschiedlich und manchmal ist es sogar tagesabhängig. Daher schau am besten individuell, was für dich passt und was nicht und mit welchen Lebensmitteln du gut klar kommst.

Wenn du Fragen zu dem Thema hast oder dir gern persönlich ein paar Tipps haben möchtest, dann vereinbare hier einen kostenlosen 15-minütigen Kennenlerntermin.

Hinweis: Da auch diese Thematik noch nicht hinreichend erforscht ist, kann dieser Artikel nur einen Ausschnitt darstellen und hat nicht den Anspruch der Vollständigkeit. Die hier angegebenen Hinweise stellen eine Ergänzung zur medizinischen Behandlung dar. Ggf. sollte ein/e ÄrztIn konsultiert werden.

Quellen:

Irene Rosinski

Als ausgebildete und zertifizierte Ernährungsberaterin und Gesundheitscoach lege ich meinen Fokus auf die Beratung bei Autoimmunerkrankungen sowie chronischen Entzündungen. Da ich selbst die Autoimmunkrankheit Hashimoto und div. Unverträglichkeiten habe, weiß ich, was es heißt, damit umgehen zu müssen.

Daher findest du in meinem Ernährungsmagazin zum einen Rezepte, die zuckerfrei, glutenfrei und milchfrei sind und zudem entzündungshemmend wirken, um deine Gesundheit zu unterstützen. Und zum anderen findest du viele Informationen und Wissenswertes rund um Autoimmunkrankheiten sowie chronische Erkrankungen und wie du mit Ernährung und entsprechender Bewegung, wieder zu mehr Wohlbefinden und Lebensqualität im Alltag kommst.

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